Einspeisung von Solarstrom

Volleinspeisung von Photovoltaikanlagen auf kirchlichen Gebäuden: Wirtschaftlich sinnvoller als Überschusseinspeisung?

Bei der Planung von Photovoltaikanlagen für kirchliche Gebäude stellt sich häufig die Frage, ob die erzeugte Solarenergie vollständig ins Netz eingespeist (Volleinspeisung) oder nur der Überschuss (Überschusseinspeisung), der nicht vor Ort verbraucht werden kann, in das öffentliche Stromnetz abgegeben werden soll. Beide Optionen haben Vor- und Nachteile, doch aus wirtschaftlicher Sicht ist die Volleinspeisung in vielen Fällen die bessere Wahl.
 

Unterschied zwischen Volleinspeisung und Überschusseinspeisung

Bei der Volleinspeisung wird der gesamte Strom, der von der Photovoltaikanlage erzeugt wird, ins Netz eingespeist und nach der aktuellen Einspeisevergütung vergütet. Diese ist zwar nicht mehr so hoch wie früher, bietet aber eine kalkulierbare und häufig noch immer auskömmliche Einnahmequelle, wenn die Rahmenparameter wie Dachgröße und Sonneinstrahlung stimmen.

Im Gegensatz dazu wird bei der Überschusseinspeisung nur der Strom ins Netz abgegeben, der nicht direkt vor Ort verbraucht wird. Für den eingespeisten Überschuss gibt es eine geringere Einspeisevergütung als für die Volleinspeisung. Die Überschusseinspeisung ist gegenüber der Volleinspeisung aber dann wirtschaftlich vorteilhaft, wenn die Einsparungen durch die Verdrängung von Netzstromkosten den Nachteil der geringeren Einspeisevergütung ausgleichen. Das bedeutet, dass ein hoher Vor-Ort-Verbrauch des erzeugten Stroms notwendig ist, um von der Überschusseinspeisung zu profitieren.
 

Vor-Ort-Verbrauchspotenzial bei kirchlichen Gebäuden

Kirchliche Gebäude wie Kirchen, Gemeindehäuser oder Kindergärten bieten typischerweise ein eher geringes Vor-Ort-Verbrauchspotenzial. In einem Kirchengebäude oder einem Gemeindehaus wird tagsüber oft wenig Strom verbraucht, während die Energieerzeugung durch die Photovoltaikanlage tagsüber, wenn die Sonneneinstrahlung am stärksten ist, hoch ist. Kindergärten sind differenziert zu betrachten. Bei ihnen ist der Verbrauch unter der Woche insbesondere in der dunklen Jahreszeit relativ hoch, während der Ferien und an Wochenenden sind sie im Regelfall nicht in Betrieb.

In Zukunft könnten Speicherlösungen und die Nutzung von Elektrofahrzeugen oder Wärmepumpen als Stromspeicher die Entscheidung für die Nutzung des Photovoltaik-Stroms beeinflussen. Diese Technologien ermöglichen es, den Vor-Ort-Verbrauch zu erhöhen und damit die wirtschaftlichen Vorteile der Überschusseinspeisung besser zu nutzen, wobei dies von der konkreten Nutzung abhängt und insbesondere die Wärmepumpen vornehmlich zu Zeiten relativ geringer Photovoltaikstrom-Erzeugung in Betrieb sind. Ein Wechsel von der Voll- in die Überschusseinspeisung (und umgekehrt) ist relativ einfach zu jedem Kalenderjahr möglich.
 

Einfluss der Höhe von Netzstrompreisen

In Szenarien mit sehr hohen Strompreisen könnte auch bei geringerem Vor-Ort-Verbrauch ein Vorteil entstehen, da die Ersparnisse durch die Vermeidung von teurem Netzstrom den Unterschied zur Einspeisevergütung ausgleichen könnten. Jedoch zeigt die langfristige Strompreisentwicklung, dass die Preise eher sinken als steigen werden: Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird zwar zu erhöhten Netzkosten führen, diese werden aber durch die senkende Wirkung des Ausbaus auf Stromhandelspreise überkompensiert werden.

Zudem ist der in der Überschusseinspeisung aus dem Netz gelieferte Reststrom werthaltiger als die Vollstromversorgung: Der Wert von Strom ist auf Großhandelsebene nicht konstant, sondern variiert je nach Angebot und Nachfrage. Besonders an sonnigen Tagen, wenn viele Photovoltaikanlagen Strom erzeugen, liegt ein sehr hohes Stromangebot vor, was zu geringen Strompreisen für die betreffenden Stunden führt. Eine in Überschusseinspeisung betriebene Photovoltaikanlage verdrängt somit wirtschaftlich relativ geringwertigen Strom, Strom teurer Stunden wird weiterhin aus dem Netz geliefert. Mittelfristig werden alle Energieversorger diesen Effekt bei der Kalkulation von Netzreststromlieferungen berücksichtigen, was im Vergleich zu klassischen Stromlieferverträgen zu teureren Reststromlieferverträgen führen wird – ein Effekt, der die wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit der Überschusseinspeisung belastet.
 

Fazit

Für viele kirchliche Gebäude ist die Volleinspeisung aus wirtschaftlicher Sicht oft die bessere Wahl. Nur in speziellen Fällen, in denen der Vor-Ort-Verbrauch des erzeugten Photovoltaikstroms hoch genug ist, könnte die Überschusseinspeisung sinnvoller erscheinen. Die Kombination mit Speichern und innovativen Technologien könnte die Entscheidung noch einmal ändern und langfristig neue Potenziale erschließen.